Zu dem von Goofy erwähnten Beispiel, was dann passieren kann, möchte ich noch eine technische Notiz ergänzen: Dass Spammer das können, liegt mehrheitlich daran, dass sie auf riesige Botnetze zurückgreifen können, in denen jeder Rechner nur eine überschaubare Anzahl von Anfragen tätigen muss, was im Netzwerkverkehr des jeweiligen Rechners nicht auffällt. Für die Betroffenen ist ein solcher Angriff kaum wirksam zu blocken, denn die Anfragen kommen von Rechnern, die über den ganzen Globus verstreut sind. Man kann demnach nicht mal eben nur eine IP-Range sperren, in der Regel muss man den ganzen Server offline nehmen.
Zu diesem Problem kommt noch, dass Spammer nicht dingfest zu machen sind. Wen genau willst Du angreifen? Die in Spammails beworbenen Webseiten? Die kriegt man schneller dadurch aus dem Netz, dass man sich beim jeweiligen Hoster meldet. Wenn dieser nicht merkbefreit ist, sollte er die Webseite schon aus eigenem Interesse schnell löschen. Wenn Du die Rechner angreifen willst, die die Mail versendet haben, triffst Du die Falschen, siehe Botnetz und Zombie. Den Rechner des Spammers selber wirst Du nicht finden, anderen Ende sitzen Fachleute.
Soviel zu den Umständen des Angriffs selber. Um einen solchen zu bewerkstelligen, müsstest Du Dir Dein eigenes Botnetz aufbauen. Entweder mit Viren, wie es die Spammer tun, oder Du appellierst an Endbenutzer, dass sie sich ein Programm installieren und Dir Netzwerkbandbreite zur Verfügung stellen (ähnlich wie Seti@home und Co.). In beiden Fällen würde man sich in den Bereich einer Straftat begeben, denn Computermanipulation ist ein Straftatbestand. Nutzt Du Viren, machst du dich unmittelbar strafbar, wenn Du ein Programm verteilst, eher mittelbar, denn die Leute, die das Programm nutzen machen sich selber unmittelbar strafbar.
Fazit: Dumme Idee, aber das wurde ja schon hinreichend häufig festgestellt.
Schönen Gruß
Mittwoch
Ich zitiere mich in dem Zusammenhang mal selber:
Wie, bitte, soll man ein Programm, das man sich runterladen muss, nicht bewusst nutzen? Die Installation erfolgte ja aus freien Stücken, da kann man sich nicht im Nachhinein raus reden mit "Ich wusste ja nicht, was das Programm tat." Unwissenheit schützt vor Strafe nicht.
Und falls Du mit nicht bewusstem zur Verfügung stellen einen Virus meinst, müsste der Virus schon eine enorme Systemlast erzeugen, damit der Provider Handhabe hat, den Account still zu legen. Offiziell darf er den Inhalt des über ihn abgewickelten Netzwerkverkehrs nämlich gar nicht einsehen, Stichwort Telekommunikationsgeheimnis. Lediglich statistische Daten wie das Datenvolumen kann er auswerten. Wenn dieses sprunghaft ansteigt, kann er den Kunden meinetwegen anschreiben und fragen, ob sich nicht vielleicht doch ein Schädling eingenistet hat. Aber weiter gehende Probleme (Sperrung) darf er nur dann verursachen, wenn z.B. das Datenvolumen gewisse Grenzen sprengt, die vertraglich festgesetzt sind. Und auch dann wiederum nicht mit inhaltlichen Argumenten.
Schönen Gruß
Mittwoch
Wenn der Provider die Information bekommt, daß eine IP-Adresse an einem Angriff beteiligt war, kann das durchaus ein Nachspiel haben. Ich habe jeenfalls im Bekanntenkreis bereits einen solchen Fall erlebt.
Auch wenn das leicht in Richtung offtopic geht, würden mich Details aus Deinem Bekanntenkreis sehr interessieren. Ich kann mir nämlich beim besten Willen nicht vorstellen, wo der Provider ansetzen möchte. Ich müsste jetzt mal nachschauen, ob z.B. in den AGB meines jetzigen Zugangsanbieters irgendwelche Klauseln enthalten sind, die es mir ausdrücklich untersagen, den Anschluss für illegale Handlungen zu nutzen. Und selbst wenn das da rin stünde, der wasserdichte Nachweis dürfte IMO ein Ding der Unmöglichkeit sein. Der Provider müsste mit ja nachweisen, dass ich vorsätzlich und in voller Kenntnis der Illegalität gehandelt habe.
Nun gut, wenn ein Provider entsprechende Hinweise bekommt, dass er ein faules Ei im Netz hat, kann er ja zunächst mal seinen Kunden freundlich darauf hinweisen. Ob ihm gesetzlich mehr zusteht, wage ich zu bezweifeln, lasse mich aber ausdrücklich und sehr gerne eines Besseren belehren.
Schönen Gruß
Mittwoch
Ich glaube Du wirst sehr enttäuscht sein:
Ein Bekannter hatte sich einen gebrauchten Windows-PC gekauft und zu Hause in seinem lokalen Netzwerk pausenlos laufen, obwohl ihm schon sehr bald klar war, daß der PC einen Trojaner in sich trug. Innerhalb von 3 Wochen soll sein DSL-Anschluß 4x hohen Traffic generiert haben und es sich Beschwerden eingegangen, daß von dem Anschluß ausserver angegriffen wurden. Der Bekannte hat trotz mehrfacher Versuche ihn davon zu überzeugen den PC neu aufzusetzen, nicht reagiert. Der letzte mir Bekannte Stand war, daß der Provider den Anschluß fristlos gekündigt und abgeschaltet hat. Daß es zu einer juristishen Auseinandersetzung und damit zu einer Diskussion der Rechtslage kam oder kommen wird, wage ich zu bezweifeln. Nicht alles bewirkt gleich di Einschaltung von Anwälten. Ich lasse es Dich aber gerne wissen, sollte mir etwas bekannt werden. Da er jedoch überhaupt nicht juristisch bewandert ist, dürfte es schwer sein an irgendwelche zuverlässigen Informationen zu kommen.
Es ist vielleicht nicht nichts aber viel zu wenig.
Selbst innerhalb der EU ist es kaum möglich gegen Spammer vorzugehen.
Es gibt keine zentrale Instanz und wenn man sich an Behörden wendet bekommt man nur ständig zu hören, dass dieses Bundesland nicht zuständig wäre.
Ich habe mich mit Fax-Spam und Blogspam beschäftigt aber selbst innerhalb von Deutschland gibt es keine zentrale Ansprechstelle für alle Arten von Spam.
Diese Ansprechstelle gibt es mit Absicht nicht, weil Deutschland nach dem Willen unserer Politik ein Tummelplatz des freien Marktes bleiben soll, der nicht durch Kontrolle und Vorschriften "gegängelt" werden darf. Im Gegensatz zu den USA ist Spam in Deutschland nicht einmal eine Straftat, sondern nur eine Ordnungswidrigkeit, und auch das nur theoretisch. Von der Verhängung eines Ordnungsgeldes der BNETZA (die wäre hierfür zuständig) gegen einen deutschen Spammer ist hier bisher noch nie etwas bekannt geworden.
Auch gibt es in Deutschland keine Wettbewerbsbehörde, die gegen deutsche Massenspammer Sanktionen verhängen könnte. Die Betroffenen müssen vielmehr jeder für sich ihre Unterlassungsansprüche nach UWG/BGB durchsetzen.
Goofy
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Weisheiten des Trullius L. Guficus, 80 v.Chr.:
"Luscinia, te pedem supplodere audio" - Nachtigall, ick hör dir trapsen
"Vita praediolum eculeorum non est" - Das Leben ist kein Ponyhof
"Avia mea in stabulo gallinario rotam automotam vehit" - Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad
"Sed illi, dicito: me in ano lambere potest" - Jenem aber, sag es ihm: er kann mich am Arsch lecken
Gab es da einen offiziellen Beschluss? Wäre mal neugierig den zu lesen und vor allen um zu sehen wie, das die ganzen anderen Gängelungen begründet.
Über die Zustände kann ich so oder so nur traurig mit dem Kopfschütteln.
Da werden Urheberrechtsverletzungen mit Fantasieschadenssummen beziffert aber der wirkliche Volkswirtschaftliche Schaden durch Spam nicht bekämpft.
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