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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Warum Gastwirte für die Kaffeefahrtenmafia arbeiten



Eniac
21.02.2009, 16:58
In diesem thread soll das Verhältnis von Gastwirten und der Kaffeefahrtenmafia diskutiert werden. Ich möchte zunächst einmal die verschiedenen Arten von Gastwirten typisieren, wie ich sie aus diversen Presse- und TV-Berichten so erlebt habe.

Es gibt Gastwirte die

- jede Zusammenarbeit mit dem sog. "Eiergeschäft" rigoros ablehnen, da ihnen an ihrem guten Ruf gelegen ist.
- nach Kenntnisnahme, wem sie ihre Räumlichkeiten vermietet haben, die Veranstaltung absagen.
- gelegentlich und eigentlich ungern Verkaufsveranstaltungen durchführen
- mehr oder weniger regelmässig Werbeveranstaltungen haben, das aber aus wirtschaftlicher Not und mit schlechtem Gewissen tun.
- regelmässig Werbeveranstaltungen haben und denen das dabei verdiente Geld nicht stinkt.
- sich der Kaffeefahrtenmafia regelrecht andienen und darum bitten, das in ihren Räumlichkeiten Werbeveranstaltungen durchgeführt werden
- der Kaffeefahrtenmafia Unterschlupf in Form einer Gewerbeanmeldung geben, darüber hinaus noch Helfershelferdienste leisten und sich dabei eine goldene Nase verdienen.

Vielleicht mag ja hier der ein oder andere Gastwirt oder Mitarbeiter hier mitdiskutieren.


Eniac

SpamKampf
21.02.2009, 20:21
Hallo Eniac.

Ich freue mich, dass auch jemand an die Gastwirte denkt und dieselbe Frage stellt, wie es schon bei den Busunternehmen der Fall ist. Die Vorlage, die Du in Deinem Beitrag geliefert hast ist vorbildlich, da alle interessierten Teilnehmer jetzt wissen, in welche unterschiedlichen Kategorien die Gastwirte einzustufen sind. Das ist eine exzellente Ausgangsbasis für eine Diskussion. Ob es die eine oder andere Zwischenstufe noch gibt, wird sich aus der weiteren Diskussion sicherlich ergeben.

Die Gastwirte, wie auch die Busunternehmen, bilden ein wichtiges Glied in der Abzockkette der Veranstalter von getarnten Kaffeefahrten. Eigentlich wäre es auch interessant die ganze Abzockkette (einfallsreiche Texter und Grafiker > Druckerei > Postdienst > Busunternehmen > Gastwirt, usw.) zu definieren, um den kompletten Ablauf zu verstehen und mögliche Schwachstellen festzustellen.

Wenn wir in diesem Thread hoffentlich auch fleißig über Gastwirte diskutieren werden (dafür gibt es dieses Forum), wäre es sicherlich nach einigen Wochen interessant, die Ergebnisse der Diskussion auszuwerten und zu prüfen, ob wir Anhaltspunkte bekommen haben, wie dieses wichtige Glied in der Abzockkette mit legalen Mitteln geschwächt bzw. im optimalen Fall sogar ausgeschaltet werden kann (das letztere ist wahrscheinlich Utopie). Dies gilt natürlich auch für den anderen Thread über die Busunternehmen. Wer diesbezüglich konstruktive Ideen hat, kann diese sicherlich in die Diskussion mit einbeziehen.

Gruß von SpamKampf

Wolf_gang
21.02.2009, 21:31
Viele der Gaststätten sind ohne Werbung nicht überlebensfähig . Die Gaststätten liegen meistens abgelegen in der Pampa und die Wirte sind von der Werbung abhängig . Die Wirte der Lokale sind in der Regel auch kooperativ bei Anmeldung eines Wanderlagers bei den Gemeinden . Den Planern wird von einigen Wirten Kopfgeld pro Ponte gezahlt .
Eine einfache Rechnung : Die 6 oder 7 Dorfalkis bringenvielleicht 100 ¤ Umsatz , der Umsatz pro Ponte liegt bei 10 ¤ ( Frühstück , Mittag , Eis , Getränke ) d.h. ein vollbesetzter Bus spült dem Wirt 500 ¤ in die Kasse .

Solli
21.02.2009, 21:43
Naja. Es gibt auch auf dem Dorf Gaststätten, die ganz seriös gutes Geld verdienen. Dazu muss man halt besonders gutes Essen anbieten, als Ausflugsgaststätte mit günstigen Preisen bekannt sein oder sich sonst irgendwie hervor tun. Klar, ein unkreativer Wirt mit schlechtem Essen und ohne Alleinstellungsmerkmal tut sich in der Pampa natürlich schwer. Da kommen Kaffeefahrten natürlich grad recht.

Eniac
21.02.2009, 22:03
Die Wirte der Lokale sind in der Regel auch kooperativ bei Anmeldung eines Wanderlagers bei den Gemeinden .

Du meinst sicherlich bei der Anmeldung eines stehenden Gewerbes oder? Die "Wanderlager" sind zu 99% nicht angemeldet und somit illegal.

BTW: Du plenkst.


Eniac

homer
22.02.2009, 10:26
Eigentlich wäre es auch interessant die ganze Abzockkette (einfallsreiche Texter und Grafiker > Druckerei > Postdienst > Busunternehmen > Gastwirt, usw.) zu definieren, um den kompletten Ablauf zu verstehen und mögliche Schwachstellen festzustellen.
Nicht zu vergessen die Adresslieferanten. Nachdem die Oma-Besch*er in ihrem Postfach nicht unbedingt auf T5F reagieren, ist da schwer ranzukommen. Aber irgendwie müssen die ja ihre Adress-Selektionen hinkriegen. Und ich denke mal, dass die nicht selbst Telefonbücher abtippen. Die Zielgruppe soll ja auch stimmen.

nixkaffeefahrt
22.02.2009, 13:17
Und ich denke mal, dass die nicht selbst Telefonbücher abtippen.

Nein, das wird so (http://www.antispam-ev.de/forum/showthread.php?t=11071) gemacht.

riona
22.02.2009, 21:35
Sehr interessant was Eniac hier angeschnitten hat. Ok, dann will ich mal meine Meinung aus Sicht eines "mitarbeitenden Ehegatten" einer Gastwirtin kundtun...
Ich glaube dass die Mehrheit der Gastwirte in die Kategorien

- gelegentlich und eigentlich ungern Verkaufsveranstaltungen durchführen
- mehr oder weniger regelmässig Werbeveranstaltungen haben, das aber aus wirtschaftlicher Not und mit schlechtem Gewissen tun.

einzuordnen sind. Klar gibt es auch wie in jeder anderen Branche schwarze Schafe, solche die nur Dollarzeichen in den Augen haben. Aber es kommt durchaus vor, dass ein gutgehendes Restaurant in Situationen kommt in denen es auf jeden Cent angewiesen ist.
Ein Grossteil der Gastronomiebetriebe hat bei einer Brauerei Kredite aufgenommen, bei denen überhöhte Einkaufspreise und Mindestabnahmemengen in Kauf genommen werden (in Kauf genommen werden müssen, denn für einen kleinen Gastronomiebetrieb gibt es keine Bankkredite). Werden diese Mindestabnehmemengen nicht erfüllt, werden dafür saftige Vertragsstrafen fällig! Gleiches gilt wenn man sich zum Beispiel einen Kaffeeautomaten aufstellen läßt. So lange die Einnahmen fliessen ist das kein Problem, aber dann ist zum Beispiel eine Strassensanierung angesagt, bei der gut die Hälfte der Einnahmen wegbricht - weil keine Strasse und kein Gehsteig mehr vorhanden ist... Wenn einem dann das Wasser bis zum Halse steht weil Lieferanten, Mitarbeiter, Finanzamt etc. trotzdem die Hand aufhalten dann greift man nach jedem Strohhalm. Bis jetzt hatten wir noch keine Kaffeefahrten im Hause aber wenn es finanziell notwendig werden würde...

weazle
22.02.2009, 22:43
100% Zustimmung! Ich war selbst in der Brauereibranche Mitte der 90-er fürs Vertragswesen Gastronomie zuständig. Da die Gastronomen nur in Ausnahmefällen Bankkredite bekommen, übernimmt das die Brauerei über sogenannte Bierlieferverträge und übernimmt natürlich auch das Risiko. Wenn der Umsatz nicht kommt, hat der Kneiper ein Problem, da er seine Hektoliterzahl nicht erfüllt. Und da die Brauerei die Bank bedienen muß, knebelt sie den Gastronomen. Unter anderem über Bonus-Malus-Regelung. Ich hatte schon an anderer Stelle gesagt, das Leben besteht nicht nur aus Schwarz-Weiß. Manchmal muß man auch über 12 Ecken denken und nähert sich immer noch nicht der Wahrheit. Nochmal, ich rede nicht den Gaunern das Wort, aber in unserer vielschichtigen Gesellschaft mit ihren Verzahnungen kann man nicht immer nur in Gut und Böse trennen. Jeder will leben, deshalb halte ich auch das, was "Spamkampf" in seiner euphorischen Erwiderung auf den Threaderöffner abgesondert hat, als überzogen (jetzt habe ich lange überlegt, ob ich dumm schreiben soll) und unüberlegt. Wenn ich seiner Gedankenkette, wer alles involviert sein sollte, folgen müßte, dann müßte ich konsequenterweise bei den Hauptschuldigen für die kriminellen Machenschaften der Wanderwegelagerer enden: Den Teilnehmern! Und das kann es ja wohl nicht sein.

Solli
22.02.2009, 22:52
Aber wie im Eröffnungspost ja bereits geschrieben wurde gibt es auch unter den Wirten, die Kaffeefahrten beherbergen Unterschiede. Ganz offensichtlich finden in manchen Lokalen regelmäßig Verkaufsveranstaltungen statt und der Wirt hat kein Problem damit und freut sich über den zusätzlichen Umsatz. Solche Gastwirte würde ich durchaus in die Abzockkette mit einreihen, die sind für mich auf jeden Fall mitschuldig.

SpamKampf
23.02.2009, 00:33
Nicht zu vergessen die Adresslieferanten.

Danke, homer, für Deine Ergänzung zur Abzockkette. Natürlich ist die Adressenbeschaffung lebenswichtig für die Organisatoren dieser getarnten Kaffeefahrten und muss mit einbezogen werden. Auch vielen Dank an nixkaffeefahrt für den Link zum Thread Neue "Energie-Umfrage", in dem eine Quelle der Adressenbeschaffung diskutiert wird.

Ich habe in meinem bisherigen Berufsleben gelernt, dass Systeme nur so gut sind wie die enthaltenen Daten selbst. Wenn wir, als Verbraucher, die Möglichkeit haben, diese Daten zu unseren Gunsten zu manipulieren, dann ist ein Angriff an dieser Front eine Möglichkeit uns gegen die Machenschaften der Abzocker zu wehren und sie auch zu schwächen.

Wenn ich in einem anderen Thread lese


ich krieg sonst nie solche Briefe

dann stelle ich fest, dass es wahrscheinlich viele Gegner dieser falschen Gewinnmitteilungen gibt, die aber keine Einladungen bekommen, weil sie entweder noch zu jung sind oder einfach auf solche blöden Rätsel nicht antworten.

Die Lösung heißt deshalb: wer etwas gegen diese Machenschaften hat, der sollte an der nächsten Rätselrunde grundsätzlich teilnehmen. Hat der eine oder andere das Wunschalter der Kaffeefahrtenveranstalter noch nicht erreicht (ist sicherlich von vielen Teilnehmern im Forum der Fall), der gibt einfach ein Geburtsjahr vor 1950 an.

Diese Aktion hat zur Folge:

1) die Datenbank der Abzocker wird mit nutzlosen Personendaten aufgebläht, da die betroffenen Personen nicht zum erhofften Kreis der Opfer gehören.

2) unnötige Portokosten für den Versand von Gewinnmitteilungen entstehen, da die angeschriebenen Personen bereits aufgeklärt sind.

3) mehr Gegner als zuvor würden diese Gewinnmitteilungen bekommen und könnten Warnungen in Foren posten bzw. die lokale Presse unterrichten.

4) der eine oder andere „neue“ Gewinner könnte sich als aktiver Gegner entpuppen und die schöne Verkaufsveranstaltung durch seine Teilnahme auffliegen lassen.

5) sofern die „neuen“ Gewinner von anderen Regionen stammen, aus denen wir bislang noch keine Kopien von Gewinnmitteilungen erhalten, könnte truelife künftig durch Scanübertragung der Einladung einiges in Bewegung setzten, was ansonsten nicht der Fall gewesen wäre.
<OffTopic> @truelife … Sorry, dies bedeutet für Dich mehr Arbeit, aber ich denke Du machst das gerne! </OffTopic>

Sicherlich gibt es noch weitere Vorteile, wenn aufgeklärte Verbraucher eine Teil-Kontrolle über den Datenbestand der Kaffeefahrtenabzocker übernehmen, aber ich denke, das war genug für den Start. Ich bin gespannt zu sehen, welche sonstigen Schwachstellen in der Abzockkette durch weitere Beiträge in Erscheinung treten.

Gruß von SpamKampf

SpamKampf
23.02.2009, 03:14
Wenn ich seiner Gedankenkette, wer alles involviert sein sollte, folgen müßte, dann müßte ich konsequenterweise bei den Hauptschuldigen für die kriminellen Machenschaften der Wanderwegelagerer enden: Den Teilnehmern! Und das kann es ja wohl nicht sein.

Eigentlich hatte ich die Teilnehmer der getarnten Kaffeefahrten als Opfer der Abzockkette gesehen, aber natürlich sollte man analysieren, ob die Teilnehmer auch mitschuldig sind. Vielen Dank für den konstruktiven Hinweis.

Gruß von SpamKampf

wahwah
23.02.2009, 09:52
Wenn ich mir diesen Beitrag ansehe :

http://www.antispam-ev.de/forum/showthread.php?t=23325

wo Oma fröhlich 15.000 Euro bei Kaffeefahrten ausgibt, trotz diverser Aufklärungsversuche,
frage ich mich zwangsläufig ob hier eine Mitschuld dieser Dame vorliegt.

Ist es ihr schlichtweg egal betrogen zu werden, weil Kaffeefahrten ja "so gut tun" ?

Oder ist sie alters/krankheitsbedingt geistig einfach nicht mehr in der Lage zu begreifen,
das sie nach Strich und Faden betrogen wird ?

Im letzteren Fall wäre ein professionelles Betreuungsverfahren dringend erforderlich, und die Opferrolle klar ersichtlich.

Ich denke man muss auch die Teilnehmer kategorisieren und innerhalb der Abzockkette berücksichtigen.

Es scheint anscheinend zuviele *merkbefreite* Wiederholungsteilnehmer zu geben.

Gonzo
23.02.2009, 10:54
Gibt es definitiv!
Wenn man mal bedenkt, dass bestimmte Eigenschaften wie Gutgläubigkeit etc. mit dem Alter noch stärker ausgeprägt werden, liegt es auf der Hand.
Einer Bekannten geht es genauso. Sie kommt gar nicht nach, sich um den ganzen Kram zu kümmern, der ihrem Vater aufs Auge gedrückt wurde. Und sie predigt ihm ohne Ende, wo der Hase langläuft, aber er lässt sich unter Vertrag nehmen, in Glücksspiele eintragen, Abos aufschwatzen, verleiht Geld etc.
Da hats keinen Sinn, mit logischen Argumenten anzukommen!

Ich habe ihr empfohlen, sich hier anzumelden, aber irgendwie kriegt sie die Kurve in der ganzen Sache nicht - obwohl das sicherlich besser wäre...

Gonzo

Mission Imposible
23.02.2009, 12:35
@Gonzo hat definitiv Recht:

Es gibt die Gruppe der ganz alten Senioren, die psychisch oder auch hirnorganisch bedingt wieder werden wie die Kinder. Naiv und gutgläubig bis es weh tut und deren Kinder schaffen es fast nicht mehr, sie von den betrügersichen Abnsichten der Branche zu überzeugen.

Mein persönliches Highlight, was mich auch im Engagement gegen die Kaffeefahrten-Branche noch am meisten befeuert hat, war eine krebskranke Frau, die einfach das glauben wollte, was man ihr zu einfachen Nahrungsergänzungsmitteln oder den berühmt-berüchtigten Magnetfeldmatten vorgelogen hat.

Zudem wird auf den Fahrten ja auch noch geschickt gelogen. Der Trick mit der PZN-Nr. ist ja bekannt. Zudem wird auch eine Taktik der psychischen Ermattung verfolgt. Selbst jüngere Journalisten berichten mitunter, dass sie nach einer mehrstündigen Berieselung fix und alle waren. Das Ältere unter dem rhetorischen und zudem oft verwirrenden Bombardement schneller zusammenberechen und dann kaufen, liegt auf der Hand.

Wer hier mitwirkt - egal an welcher Stelle im Getriebe - sollte nicht so tun, als hätte er damit nichts zu tun!

Natürlich macht das oben beschriebene Publikum, tatsächlich weniger als die Hälfte der Teilnehmer aus. Aber das ist das Publikum,
a) dass für mich vollkommen zweifellos geschützt werden muss und
b) dass den Laden am Laufen hält, weil es kauft.


Gruß

MI

Gonzo
23.02.2009, 12:47
Ich schiebe noch einen nach:

Die Schwiegermutter einer ehemaligen Freundin!

Durchaus noch keine Seniorin, sondern "im besten Alter", noch im Beruf (ich glaub zumindest Anästhesieschwester, wenn nicht noch was höhergestelltes) und keinesfalls dumm - hat im Leben die schwierigsten Situationen gemeistert.

Nur ist sie alleine und kann manchmal nachts nicht schlafen.
Also bestellt sie ohne Ende bei QVC. Und zwar Dinge, die die Welt nicht braucht.
Da sie das alles unmöglich selber im eigenen Haushalt unterbringen kann, schenkt sie es ihrem Sohn und ihrer Schwiegertochter. Dass die die Dinge gar nicht benutzen, merkt sie gar nicht. Als sie es ihr sagen, wird es munter weiter ignoriert und es wird munter weiter bestellt - immer nachts, immer, wenn sie einsam ist.
Mittlerweile ist es so, dass ihr Sohn die Teile in Empfang nimmt und mit der Bemerkung "Ah, wieder was für in den Keller!" in ebensolchen bringt.

Ich möcht nicht wissen, was die sich im Alter alles andrehen lässt. Ich könnte mir gut vorstellen, dass sie bei Kaffefahrten schnell "Blut leckt".

Und genau das ist das Klientel, auf das die Kaffeefahrtenmafia abzielt.

Meine Zeilen sollen eine Erklärung dafür sein, wie sowas zustande kommt.

Sie sollen es nicht gutheißen, dass sich jemand nicht im Griff hat und sein Geld zu Fenster hinauswirft, aber es gibt im Leben Wendungen, die man nicht nachvollziehen kann und da sollte man sich mit Urteilen zurückhalten.

Aber eines sollen meine Zeilen: Das menschenverachtende und niederträchtige Verhalten der Kaffeefahrtenmafia verurteilen! (Aber dazu sind hier ja ohnehin alle einer Meinung.)

Gonzo

Schnubbi
23.02.2009, 13:20
immer, wenn sie einsam ist.

Bei vielen Teilnehmern, ob nun Rentner oder nicht, ist so eine Fahrt vielleicht auch der Ersatz für die früher üblichen "Butterfahrten". Da ging es auch immer recht feucht-fröhlich zu, und der sogenannte "zollfreie Einkauf" verführte auch zu manch einem Hamsterkauf. :cool:
Und kaum zurück im Heimathafen, lauert schon der Zoll und guckt, wieviele Stangen Zigaretten wohl diesmal nachversteuert werden müssen... :rolleyes:



Nur, daß diese Fahrten damals natürlich noch ohne psychischen Verkaufszwang stattfanden. Das war noch ein reines Vergnügen damals. Und als Nichtkäufer brauchte man auch nicht zu fürchten, unterwegs über Bord geworfen zu werden. :p

Skeeve
23.02.2009, 14:06
Mittlerweile ist es so, dass ihr Sohn die Teile in Empfang nimmt und mit der Bemerkung "Ah, wieder was für in den Keller!" in ebensolchen bringt.
Der sollte das lieber zurückschicken. 14tägiges Rückgaberecht und so.

Gonzo
23.02.2009, 14:13
Skeeve,

er ist im Grunde genommen auch ziemlich genervt von der Sache und von diesen seltsamen Geschenken.
Da seine Mutter aber bis auf diese Schrullen durchaus geschäftsfähig und zurechnungsfähig ist, hat er sogar das Missionieren aufgegeben.
Ich geh mal davon aus, dass Du weißt, wie kompliziert es sein kann, gegen eine dominante und alles vereinnahmende Mutter vorzugehen.

Da will man irgendwann einfach nur noch seine Ruhe haben und geht den Weg des geringsten Widerstands.

Was anderes ist es natürlich mit verwirrten Senioren, die wirklich nicht mehr wissen, was sie tun.

Gonzo

Skeeve
23.02.2009, 15:07
Schon klar, Gonzo. Nur: Die Mutti muß es ja nicht erfahren ;-) Soll er sich die Rechnungen/Lieferscheine dazugeben lassen, wegen der Garantie…

Gonzo
23.02.2009, 15:13
Teufelchen!

Das wär dann aber zumindest sehr nah dran an Urkundenfälschung...

Gonzo

Eniac
23.02.2009, 15:19
Um mal wieder zurück zum ursprünglichen Thema zu kommen: Manche machen sich einen schönen Tag (http://www.ksta.de/html/artikel/1233584060695.shtml)


Eniac

wahwah
23.02.2009, 15:36
Dazu passend ein aktueller Teilnehmerbericht über die vieleicht treffend bezeichneten

"Powerseller" :eek:


http://www.freetagger.com/ich-habe-bei-einer-werbefahrt-mitgemacht/


Ich habe immer noch Schwierigkeiten zu begreifen, das viele ältere Leute sich mit Wonne
betrügen und blödquatschen lassen :sick:

Der Blogger hat hinsichtlich seiner familiär gegebenen Fürsorgepflicht gegenüber seines Großvaters kläglich versagt !

Skeeve
23.02.2009, 15:44
Teufelchen!

Das wär dann aber zumindest sehr nah dran an Urkundenfälschung...

Meinst Du mich? Nö. Ich sehe da keine Urkundenfälschung.

Skeeve
23.02.2009, 16:06
Dazu passend ein aktueller Teilnehmerbericht über die vieleicht treffend bezeichneten

"Powerseller" :eek:


http://www.freetagger.com/ich-habe-bei-einer-werbefahrt-mitgemacht/

Der Blogger erscheint mir geistig minderbemittelt. Zum einen ist der zu doof, seinen Opi vor dem Kauf so einer Werbefahrt (er weiß selbst, daß es so eine ist) zu bewahren, zum anderen ist er nicht in der Lage den Unterschied zwischen "Seller" und "Buyer" zu erkennen.

wahwah
23.02.2009, 16:14
Tja Seller die Abzocker und Byer die Opfer,

da er wohl was durcheinandergebracht :D

Die Adressen der Powerbyer werden wohl sehr hoch gehandelt, genauso wie ältere Kaufverträge in entsprechenden Kreisen gern gehandelt werden.

Hier kauft man ja sozusagen fast mit Ab(zock)satzgarantie.

Solli
23.02.2009, 21:38
Der Blogger erscheint mir geistig minderbemittelt.

Oh ja. Und gut schreiben kann er auch nicht. Aber er hat's geschafft, einen Stuhl zu fotografieren, wie toll.

nixkaffeefahrt
02.03.2009, 23:40
Hier mal ein Wirt (J.) mit Rückgrat: (Artikel im Göttinger Tagblatt vom 2.3.09 (http://www.goettinger-tageblatt.de/newsroom/regional/dezentral/goettingenregio/art4264,815879))


Zwei Wochen zuvor war Wirt A. J. die Sache als Seminar angekündigt worden – mit garantierter Abnahme von 20 Schnitzeln. Doch bald ließ ihm ein Bekannter eine der Einladungen zur „Gewinnübergabeshow im Gasthaus J.“ zukommen. Von Rubbellosgewinnen, Präsentkörben, einer geschmückten Tafel, Essen und Freigetränken war dort die Rede. Dabei hatte die vorgebliche Marketingfirma für Produkte aus Hessen nur ein paar Schnitzel geordert; „das Billigste“, so J. (...) Doch dem Wirt waren die Hände gebunden, ein Bruch des Vertrages auf Verdacht war nicht möglich, wie die Geschäftsführerin des Hotel- und Gaststättenverbands Niedersachsen, R. M., erläutert. „Gegen solche Täuschungen können Wirte im Vorfeld kaum vorgehen.“ Bei Vertragsbruch könne der Wirt in Regress genommen werden. (...) Um 14.50 Uhr sind die Veranstalter noch immer nicht zu sehen. Dabei waren sie am Mittag schon einmal da, berichtet J. – etwas früher als verabredet. „Ich habe denen gesagt, dass ich mit der Veranstaltung nicht glücklich bin“, erklärt er. Den „Referenten“ habe er gleich erklärt, dass das Ordnungsamt verständigt sei. Denn eine Verkaufsveranstaltung hätte dort gemeldet werden müssen. Daraufhin hätten die „Seminarleiter“ Ausflüchte erdacht – die Räumlichkeiten seien zu klein, man müsse Rücksprache mit der Zentrale halten. „Wir melden uns noch.“

Und waren nie wieder gesehen. :D

Der Wirt hat sich seine zufriedenen Stammkunden wegen der paar Schnitzel nicht vergraulen lassen. Recht so!

wahwah
02.03.2009, 23:49
Sehr schön !

Endlich mal ein Beispiel von einem Gastwirt mit Format !

Es gibt sie eben doch, die rellen Gastwirte.

Vieleicht sollten wir eine weitere Rubik einführen :

*Abzockfreie Gastwirtschaften*

ähnlich der Berliner Initiative "Alles sauber - also rein"

:D

Eniac
11.03.2009, 07:26
Wirt alarmierte das Ordnungsamt (http://www.general-anzeiger-bonn.de/index.php?k=loka&itemid=10001&detailid=566664)


R. S. weist nun noch einmal ausdrücklich darauf hin, dass er mit dem zweifelhaften Veranstalter nichts zu tun habe. "Uns war telefonisch lediglich die Ankunft von 20 bis 30 Personen angekündigt worden, ohne dass sich der Veranstalter näher zu erkennen gegeben oder die Art der Veranstaltung definiert hätte", so der Gastronom.

Als ihm die Sache merkwürdig vorgekommen sei, habe er schließlich selbst das Ordnungsamt informiert. "Wären die Veranstalter tatsächlich bei uns aufgetaucht, hätte ich mir auch eine Genehmigung des Ordnungsamtes zeigen lassen", so S. Geöffnet habe er seine Wirtschaft am besagten Nachmittag letztlich nur, damit die - größtenteils älteren - Leute nicht in der Kälte warten mussten.

Weil er jedoch auch keine Speisen vorbereitet hatte - wie sie in der Einladung an die "Gewinner" angekündigt worden waren - blieb ihm immerhin wirtschaftlicher Schaden erspart. Einen Imageschaden will er mit der ausdrücklichen Distanzierung vom Vorgehen der Veranstalter verhindern.


Eniac

Huntress
21.03.2009, 00:39
Ich habe immer noch Schwierigkeiten zu begreifen, das viele ältere Leute sich mit Wonne
betrügen und blödquatschen lassen :sick:


Meine Großeltern haben sich auch mal auf einer Kafeefahrt Zeug andrehen lassen (Rheumadecken) für ein paar Tausend D-Mark, kamen aber hinterher selbst drauf was für ein besch*** das war, aber eines muss man dem Zeug lassen: es hat Qualität fast 30 Jahre alt und immer noch in Gebrauch.... (nicht bei meinen Großeltern - es wurde weitervererbt)

Huntress

Gonzo
21.03.2009, 11:13
Huntress,

das mag vielleicht für den Krempel von Kaffeefahrten von vor 30 Jahren gelten - möglicher Weise war es aber auch nur eine Ausnahme - aber die "Qualität" der Artikel, die heutzutage auf Kaffeefahrten an den Mann gebracht werden, ist einschlägig bekannt!

SpamKampf
21.03.2009, 11:34
Meine Großeltern haben sich auch mal auf einer Kafeefahrt Zeug andrehen lassen (Rheumadecken) für ein paar Tausend D-Mark ..... aber eines muss man dem Zeug lassen: es hat Qualität fast 30 Jahre alt und immer noch in Gebrauch.... (nicht bei meinen Großeltern - es wurde weitervererbt)

<Ironie>Ja, Qualität hat wohl seinen Preis! </Ironie> Haben die Decken aber eine positive Auswirkung auf Rheuma gehabt oder sind sie nur lang haltbar?

Gruß von SpamKampf

Huntress
21.03.2009, 12:54
<Ironie>Ja, Qualität hat wohl seinen Preis! </Ironie> Haben die Decken aber eine positive Auswirkung auf Rheuma gehabt oder sind sie nur lang haltbar?

Gruß von SpamKampf

es war hatl ein dorf, verbrannte erde, ich hab gesehen das die in in dem dorf etwas ..anders sind. instat juctice.....

SpamKampf
21.03.2009, 19:33
es war hatl ein dorf, verbrannte erde, ich hab gesehen das die in in dem dorf etwas ..anders sind. instat juctice.....

@Huntress

Bei unseren Forenregeln
http://www.antispam-ev.de/forum/faq.php?faq=forum_rules_usage#faq_rules
unter „Lesbarkeit“ findest Du folgende Vermerke:

• achte sogut es geht auf die Rechtschreibung und auf Groß- und Kleinschreibung
• sorge dafür, daß Dein Text verständlich und grammatikalisch korrekt ist. Lies ihn vor dem Absenden lieber nochmal durch
• dahingeschmierte Texte sind nicht nur sehr unhöflich, Du wirst auch keine sinnvollen Antworten erhalten. Bedenke, daß Du mit Deinem Text den Lesern etwas mitteilen und etwas von ihnen willst (Aufmerksamkeit, Hilfe, Bestätigung), also gib Dir wenigstens etwas Mühe

Ich habe größtes Verständnis dafür, dass ein Neuling diese Regeln nicht kennt und diese deshalb auch versehentlich missachtet, aber Du als Mitglied seit 27.09.2007 mit bereits 58 Beiträgen müsstest es doch besser wissen. Auch wenn ich versuche, Deinen Beitrag auf Groß- und Kleinschreibung umzusetzen, kann ich Deinen Beitrag nicht verstehen.

Was ich in meinem Beitrag sagen wollte, ist ganz einfach: nicht die Nutzungsdauer sondern die tatsächliche Qualität des Produktes ist entscheidend ob es wirklich gut ist. Wenn ich mir beispielsweise einen Plasma oder LCD Fernseher mit angeblicher super Schärfe zum 10-fachen Preis eines anderen Fernsehers kaufe und ich dann feststelle, dass es mit der Schärfe doch nicht so hinhaut, dann ist die Lebensdauer völlig unwichtig, da weder ich noch meine Erben wirklich etwas davon haben.

Gruß von SpamKampf

Huntress
21.03.2009, 20:55
Ich bemühe mich...sorry

Eniac
15.05.2009, 13:36
Gespenster-Veranstaltung im Gasthaus (http://www.abendblatt.de/region/harburg/article844895/Gespenster-Veranstaltung-im-Gasthaus.html) (Hamburger Abendblatt v. 16. Februar 2007)


Jetzt betrügen sie nicht nur ältere Menschen, sondern auch noch gestandene Gastwirte! Bernd M. (41) vom gleichnamigen Gasthaus hatte einen Saal für 40 Personen gedeckt, seine Mutter Karin (65) Kaffee gekocht und Butterkuchen besorgt. So trudelten gegen 15 Uhr 20 Damen und Herren aus der südlichen Metropolregion Hamburg ein, die einen erstaunlichen Brief erhalten hatten: "Extra-Gehalt 1000 Euro, Monat für Monat zehn Jahre lang" versprach der Absender, der sich "Maria Kaiser" nannte.

Allein, Frau "Kaiser" kam nicht. Niemand kam, außer den Gästen, die schön Kaffee und Kuchen essen wollten, einen "prall gefüllten Präsentkorb mit köstlichen Spezialitäten wie Kaffee, verschiedene Sorten Wurst, Konfitüre, Honig, Wein, frisches Landbrot, Tee, Käse und Süßigkeiten, Süßigkeiten usw." mit nach Hause nehmen wollten und, wenn sie mit einem Partner gekommen waren, einen "Kaffee-Expressautomaten".

Dass es sich um eine Verkaufsveranstaltung handelte, wo den Leuten viel Geld aus der Tasche gepresst werden sollte, war den meisten Gästen sogar klar. Dem Gastwirt auch, der mit seiner Mutter in vierter Generation den großen Gasthof betreibt. "Ich stelle nur den Raum", sagt Bernd M.
...
Per Fax hatte er einer Firma namens "euro business-center e-b-c", angeblich im polnischen Breslau (Postleitzahl PL-50127, P.O Box 1356) mit einer 0180er-Nummer bestätigt, dass die Veranstaltung problemlos über die Bühne geht. Eine "Anja Sommer" hatte eine Buchungsbestätigung für "einen abgeschlossenen und der Jahreszeit entsprechend beheizten Gesellschaftsraum" bestätigt.


Eniac

euregio
15.05.2009, 15:19
Vielleicht wäre es mal interessant zu erfahren ob nicht auch die Wirte geprellt werden.
Ein Bekannter von mir, der in einem ehemaligen Betreuungsheim der Bundeswehr arbeitet erzählte mir, dass diese Firmen für die ausgelobte Verpflegung die billigsten am Markt zu bekommenen Zutaten verlangten. Die Brötchen kamen tiefgefroren und auch beim Aufschnitt und Kaffee wurde gespart.
Eniac sagte ja bereits das es zum Teil Gasthöfe sind die ums Überleben kämpfen. Allerdings wäre es mal interessant aus dieser Quelle zu erfahren wer die Rechnungen bezahlt und die Sääle anmietet. Auch die Busunternehmen könnten das sicherlich Auskunft geben. Auch wenn die Vermutung nah liegt, dass die Summen bar gezahlt werden...
Aber sicherlich wäre dieser Umstand für die Finanzämter interessant. Ein Marsch durch die Instanzen könnte dazu beitragen diesen Sumpf trocken zu legen. Welcher Wirt oder Busunternehmer mag schon ständig mit der Steuerprüfung zu tun haben.
Ich denke diese Art des Widerstandes würde die Hemmschwelle bei den Wirten und Busunternehmen steigern bei sowas mitzumachen und auch die Auskunftsfreude erhöhen. Schließlich müssen ja die erbrachten Leistungen versteuert werden, wir unterstellen ja den Beteiligten Firmen und Leuten Steuerehrlichkeit...

nixkaffeefahrt
10.09.2009, 13:20
Hier mal wieder ein positives Beispiel (Quelle (http://www.presseportal.de/polizeipresse/pm/56520/1469065/polizei_wolfsburg)):


Dank des beherzten Eingreifens des Hotelmanagers sind dreißig ältere Menschen im Alter von 70 Jahren aufwärts am Donnerstagmorgen vor der Abzocke (...) bewahrt worden. (Er) rief um 10.30 Uhr die Polizei, nachdem ihm aufgefallen war, dass der Veranstalter Gäste nach Hause schickte, die jünger als 70 Jahre waren. (...) Beim Eintreffen der Beamten beendete der 45 Jährige aus Hamburg stammende Mann die Veranstaltung. Den kontrollierenden Polizeibeamten begegnete er äußerst aggressiv (...)

Der Verkäufer gab an, eine "medizinische Info-Veranstaltung" durchzuführen. Es dürfte wohl eher eine klassische Verkaufsveranstaltungs-Abzocke Marke "Pontenvlies" gewesen sein.

Arthur
10.09.2009, 13:38
dass der Veranstalter Gäste nach Hause schickte, die jünger als 70 Jahre waren.
Wie hat er das denn geprüft? Hat er sich allen Ernstes die Personalausweise zeigen lassen?

Schnubbi
10.09.2009, 13:52
Wie hat er das denn geprüft?

Vielleicht so ähnlich, wie ein Kneipenwirt die Trinkfestigkeit seiner Gäste prüft:

"Alle mal kurz aufstehen. Wer noch gehen kann: der geht.
Und wer nicht mehr gehen kann: der geht nicht." :clown:

Bei den Trinkern ist es umgekehrt. ;)

SpamKampf
05.10.2009, 17:19
Viele Gastwirte sind sicherlich gerne bereit mit der Kaffeefahrtenmafia zu arbeiten, weil sie sich zusätzlichen Umsatz versprechen. Je mehr Gäste kommen und verzehren, desto mehr Umsatz und auch Gewinn kann ein Gastwirt erzielen. Die Kaffeefahrtenorganisatoren können mit ihren dubiosen Einladungen für mehr Publikum und infolgedessen höheren Umsatz sorgen.

Wie schon aus einem anderen Thread zu entnehmen ist (siehe http://www.antispam-ev.de/forum/showpost.php?p=231122&postcount=10), sind sich die Organisatoren der Kaffeefahrten dieser Situation bewusst und sollen zumindest in dem einen oder anderen Fall auch Geld vom Gastwirt für den zusätzlichen Publikumsverkehr verlangt haben.


Und teilweise, so liest man in einem Gastronomen-Forum, fließt sogar Geld in die umgekehrte Richtung - richtig: die Gaststätten sollen dafür ZAHLEN, dass die Kaffeefahrtveranstalter Publikum ins Haus bringen

Ganz interessant finde ich es, wenn Gastwirte sogar im Internet werben, um Kaffeefahrtenveranstalter auf sich aufmerksam zu machen.

Wer nach dem Suchbegriff „Kaffeefahrt“ bzw. „Kaffeefahrten“ googelt, bekommt unweigerlich die Werbeanzeige des BDV zu sehen. Daran haben wir uns alle schon gewöhnt. Aber seit einiger Zeit erscheint unter diesen Suchbegriffen auch eine weitere Werbeanzeige: „Landgasthof mit Saal für 180 Gäste, mit Bühne“. Entweder ist dem Landgasthof nicht klar, dass er sich durch die Wahl seiner AdWords verdächtigt macht oder er will tatsächlich durch den Aufruf dieser Suchbegriffe mit seiner Anzeige Kaffeefahrtenorganisatoren anziehen.

Gruß von SpamKampf

euregio
05.10.2009, 18:06
Meist sind es doch Gasthöfe am Ende der Welt. Häufig durch den Bau einer Umgehungsstraße ins Abseits geraten oder durch die Schließung von Kasernen um die Kundschaft gebracht.
Diese Wirte wissen schon was sie tun. Wenn sie nicht gerade in der Nähe eines Friedhofs liegen und durch den Beerdigungskaffee überleben ist dort nix los.
Deshalb sind die Verlockungen schon recht groß derartige Kundschaft zu werben.
Auch Gaststätten die zu Tennisclubs gehören oder sonst wie verpachtet werden sind immer wieder dankbar.
Ich hatte einmal die Aufgabe für die Schulung von Service Mitarbeitern geeignete Schulungsräume zu finden mit Tischen und Tafel ect.
Abends bin ich dann durch Zufall auf die Idee gekommen mal bei unserer Fahrschule im Ort nachzufragen. Dort war man begeistert und sehr entgegenkommend. Wenn man heute weiß wie es um die Gastronomie bestellt ist, kann man sich ausmalen warum die Wirte krampfhaft nach solchen Möglichkeiten suchen. Auch Strukturvertriebe und andere bekommen für ein paar Euros günstig Sääle zugeschustert. Schaut euch doch einfach einmal um in eurer Nähe. Ihr werdet angefangen vom Tennisclub, über Bürgerzentren und Schützen oder Reithallen genug Orte finden. Alle sind verpachtet und jeder der Pächter sucht nach Umsatz.
Die Rechnung ist einfach. Ein Sack Aufbackbrötchen mit 50 stück kostet 5 Euros, dazu 2 Packungen Magarine a 79ct und Aufschnitt bzw Käse vom Großmarkt der etwa 6 bis 8 ct je Scheibe kostet. Dazu eine Packung Kaffee für 5 Euros oder weniger. Nebenkosten für Zucker und Servieten sind mit 25 Euros abgedeckt. Also kann man für unter 100 Euros eine Kaffeefahrt ausrichten und da ja nur die erste Tasse Kaffee umsonst ist, kommen ja noch einige andere Getränke hinzu. Da kommt mancher Wirt eben in Versuchung.

riona
06.10.2009, 18:55
Guten Abend,


Bau einer Umgehungsstraße

Und dann kommen bei vielen auch noch langjährige finanzielle Verpflichtungen dazu, meistens durch 10- Jahres Knebelverträge mit Brauereien oder durch "kostenlose" Kaffeemaschinen (die sind wirklich kostenlos, nur der zu beziehende Kaffee kostet gerne mal das 4-fache(!) des normalen Ladenpreises). Dazu kommt dann noch ein jährlicher Mindestbezug, der bei Nichteinhaltung auch sanktioniert wird. Dass dann ein Gastwirt in Versuchung gerät kann ich mir sehr gut vorstellen...

Vielleicht schon ein wenig OT, aber für den einen oder andren sind evtl. noch ein paar Zahlen interessant:

Um an überhaupt einen Kredit zu bekommen, geht der Gastwirt neben dem Kreditvertrag einen "Bierliefervertrag" ein. Und der hat es in sich. Zum Beispiel wird für ein kleines Restaurant ein Mindestbezug von 30 hl im Jahr festgeschrieben, für jeden hl Minderbezug werden rund 13 Euro "Strafe" fällig. Der GW bekommt einen Getränkefachgroßhändler zugewiesen, von dem er ausschließlich sein Bier zu beziehen hat. Er darf also nicht einmal seine Hausmarke von einem anderem GFGH beziehen, sonst werden auch hier saftige Vertragsstrafen fällig. Für diese "Exklusivlieferrechte" muss der GFGH an die Brauerei zahlen. Diesen Betrag legt der GFGH natürlich auf seine Bierpreise um. So kosten z. B. ein 30l Fass Pils einer Norddeutschen Brauerei im "freien" Handel ca. 46 Euro, beim GFGH mit "Zwangsbezug" rund 61 Euro. Zuzüglich MWSt. versteht sich. Vielleicht versteht jetzt auch der eine oder andere warum das Bier in der Stammkneipe nicht nur nen Euro kostet...

Eniac
18.02.2010, 08:36
„Hier ist unter der Woche nichts los“ (http://www.szbz.de/no_cache/nachrichten-amp-neuigkeiten/artikel-detail-kreisbb/news/%E2%80%9EHier%20ist%20unter%20der%20Woche%20nichts%20los%E2%80%9C.html?tx_ttnews %5BbackPid%5D=315&cHash=00f322e0bc)


Wer falsche Tatsachen vorgaukelt, der betrügt. Doch viele Gaststätten in ländlichen Regionen profitieren vom Kaffeefahrtengeschäft. Wer in einen solchen Bus einsteigt, der weiß, worauf er sich einlässt, so die Meinung vieler Wirte. Gewissensbisse: Fehlanzeige.

„Wir kennen die Problematik. Die Region Mittelfranken ist eine Hochburg für Werbeveranstaltungen.

Lesenswerter Artikel, der einem die letzten Illusionen raubt. Als nächstes schlage ich dann einen Faden zum Thema "Warum Behörden nichts gegen die Kaffeefahrtenmafia unternehmen" vor.


Eniac

Arthur
18.02.2010, 08:53
Als nächstes schlage ich dann einen Faden zum Thema "Warum Behörden nichts gegen die Kaffeefahrtenmafia unternehmen" vor.
pecunia non olet

Allerdings hat eine Gemeinde den Vorteil, dass die Gaststätten weiter genutzt werden. Früher war das Landratsamt für die Prüfung zuständig. Da war der Abstand zu lokalen Interessen größer.

PS: Eine gute und informative Seite
http://www.pfiffige-senioren.de/kaffeefahrt.htm

deekay
18.02.2010, 09:08
Wer meint, seine Gaststätte mit Kaffeefahrten über Wasser zu halten, dem helfen auch die Kochprofis, Küchehelfer und Rachs dieser Nation weiter....

euregio
18.02.2010, 18:05
Eigentlich eine Offenbarung was dort inder Zeitung steht. Mittlefranken und das Gülledreieck sind struktrurtechnisch gesehen vergleichbar. Neben einem recht einheitlichen Genpool beherbergt es eben auch viele Hühnerfarmer und Fleischverarbeiter. Wer dort lebt ist froh über jeden Job. Deshalb ist auch jede Gemeinde froh ein paar Euros durch Steuereinnahmen dort zu verdienen und deshalb läuft es eben wie es läuft. Versuche mal im Gülledreieck (auch Finsdorf des Nordens genannt) einen Lokalpolitiker dazu zu bringen die zuständige Behörde zu aktivieren. Da kannst du ihn genauso auffordern die Kuschelstunde mit seiner Lieblingskuh zu verschieben....

Schnubbi
19.02.2010, 08:13
Eigentlich eine Offenbarung was dort inder Zeitung steht.

Auch die organisierte Kriminalität schafft Wirtschaftswachstum. :cool:
Waffen und Munition müssen hergestellt und vermarktet werden. Der eine oder andere Totalverlust sorgt für Umsatz bei Bestattern und Friedhofsbetreibern. Ein Gastwirt oder ein Supermarktbesitzer, der keine Schmiergelder zahlen wollte seine "Versicherungsbeiträge" nicht rechtzeitig gezahlt hat, muß anschließend seinen Laden neu einrichten lassen.

Alles das sorgt für Umsatz und stabile Arbeitsplätze. :undercvr:


- Obiger Beitrag könnte Spuren von Sarkasmus enthalten -

Eniac
19.02.2010, 09:25
Mittlefranken und das Gülledreieck sind struktrurtechnisch gesehen vergleichbar.

Dennoch gibt es gravierende Unterschiede: Im Gülleland selbst finden kaum Verkaufsveranstaltungen statt, die arbeiten dort fein nach dem Motto "Sch***** nicht dort wo du ißt" und Behörden und Lokalpolitiker können schön ihre Hände in Unschuld waschen.
Stattdessen gibt es dort eine enorme Konzentration von Handelsvertretern und Firmen, die im Reisegewerbe "Haushaltswaren" (=Magnetdecken & Schlangenöl) und "Telekommunikationsdienstleistungen" (=Seniorenhandies) verhökern.
Alles honorige und seriöse Geschäftsleute, die Samstags ihren Sportverein sponsorn; Sonntags in die Kirche und hinterher zum Frühschoppen gehen und Montags bis Freitags alte Ommas brutalsmöglichst über den Tisch ziehen. Aber da die bekanntlich alle im Postfach wohnen, sind den Organen leider leider die Hände gebunden. Über die Steuereinnahmen freut man sich trotzdem.


Eniac

Eniac
05.04.2011, 12:45
Eine löbliche Initiative: Stadt Aue macht es Kaffeefahrt-Anbietern schwerer (http://www.freiepresse.de/LOKALES/ERZGEBIRGE/AUE/Stadt-Aue-macht-es-Kaffeefahrt-Anbietern-schwerer-artikel7627583.php)


Das Gewerbeamt hat einen Brief an alle Gastwirte im Raum Aue und Schneeberg geschickt, in dem über Kaffeefahrten aufgeklärt wird.

Auch Hinweise, woran man Anbieter erkennt, die ihr Publikum mit falschen Gewinnversprechen locken, um überteuerte Ware an den Mann zu bringen, sind enthalten.


Eniac