Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Spendensammler an der Haustür
Hallo,
heute morgen war bei uns eine Frau an der Haustür, welche sich als Spendensammlerin für eine Altenhilfe oder so ähnlich vorstellte, meiner Frau Blitzschnell einen P-Ausweis und ebenso Blitzschnell einen Sammlerausweis unter die Nase hielt. Gleichzeitig erwähnte sie, über einen e.V. Auszug der Organisation, eine Polizeiliche Sammelgenehmigung und über eine Unbedenklichkeitsbescheinigung des Finanzamtes zu verfügen und bat um eine Spende. :confused:
Eine Spende gab es nicht (meine Frau wollte schon), dafür verabschiedete ich die Sammlerin.
Nun meine Frage ?
Was ist davon zu halten ?
Seit wann stellt die Polizei Genehmigungen aus ? Ich dachte bisher, Sammlungen jeder Art müssen durch das Ordnungsamt genehmigt werden !
Seit wann gibt es für Spendensammler Unbedenklichkeitsbescheinigungen der Finanzämter ??
Habe ich jetzt meine Frau zu Unrecht vergrätzt (sie war sauer über mein Verhalten und ist es immer noch :o) oder habe ich da wirklich einen falschen Braten gerochen ? Mir kam das ganze so vor, als wolle die Sammlerin durch das Aufzählen dieser angeblichen Papiere unangenehmen Fragen vorbeugen ! Übrigens hat am Tag davor unsere Buchhalterin in der Firma von einem ähnlichen Vorfall bei Ihr in der Siedlung (andere Ort, 15 km entfernt) gesprochen und war auch äußerst Mißtrauisch)
Was sagen die Profis hier dazu ?
ps. ich habe die Dame dann noch auf der Strasse angesprochen und wollte einen Flyer der Altenhilfe haben um eine Spende zu überweisen....das hat Sie aber mit der Bemerkung abgelehnt.....dafür (für Flyer) hätten sie kein Geld..:lil:
Liquid-Sky-Net
10.09.2009, 19:58
Da juckt meine Nase. Vor allen Dingen wenn jemand keine Infos dalassen kann! Ich denke, Du hast richtig gehandelt. Wer SOFORT Geld will, bekommt eh nix!
"Kein Geld für Flyer" ist wenig glaubwürdig.
Und - keine internetseite... keine sonstigen Infos...
Sammlungen sind auch nicht von der Polizei, sondern vom Ordnungsamt zu genehmigen.
Und das Finanzamt stellt keine "Unbedenklichkeitsbescheinigung" aus, sondern das nennt sich "Bescheinigung über die Gemeinnützigkeit".
"Sammlerausweise" können prinzipiell frei erfunden bzw. gefälscht sein.
Hier gibts gute Info über Spendensammler:
http://www.pfiffige-senioren.de/trickdiebe-spendensammler.htm
heinrichh
10.09.2009, 20:19
das sehe ich genauso.
Meine Erfahrungen mit NGO-Drückern: einmal Björn-Steiger-Stiftung (die wollten kein Geld, sondern eine Fördermitgliedschaft; hätten auch Info-Material dagelassen), und einmal DRK (kammen in voller Montur und wollten auch kein Geld, sondern sondern dito Fördermitgliedschaft). Dann kommen bei uns noch einmal im Jahr die Sternsinger und die örtlichen Kirche - aber die Sammler kennt man ja persönlich.
Ansonsten: alles, was schnell sein Sprüchlein runterleiert, wird freundlich dankend abgelehnt. Wenn sie dann weiterleiern, gibts Hausverbot, und wenn sie dann immer noch keine Ruhe geben, wird dem Hausverbot biodynamisch nachgeholfen. Das hat bisher fast immer funktioniert.
Ich denke, dass die Leute, die wirklich ein Anliegen haben, sich Zeit nehmen und auch auf Nachfragen reagieren. Wer sammelt denn für Altenhilfe? Die Träger wie Caritas, DRK, AWO etc. sicher nicht, und wenn eine örtliche Gruppierung wie Kirche, Sozialstation, Verein... sammeln, lassen die sich Zeit und geben Auskunft.
Vor 15 Jahren hat mich so ein Säftel auf dem falschen Fuß erwischt und meinte dann noch, a) meckern, b) mir ein schlechtes Gewissen einreden und c) seinen Fuß in die Tür stecken und gegen die Tür drücken zu müssen. Na ja, so ganz ohne kleinere Schrammen hat er es leider nicht überstanden, aber komischerweise war danach ein signifikanter Rückgang der Drückertätigkeiten festzustellen.
Von daher: im geringsten Zweifel seeeeehr bestimmt des Hauses/Grundstücks verweisen und nicht lange rumdiskutieren. Keine Freundschaften mit anfangen.
Mist, Goofy war schneller:
"Bescheinigung über die Gemeinnützigkeit".Ganz wichtig! Ein e.V. muss nicht notwendig gemeinnützig sein! Mir ist mindestens ein Fall aus Tierschutzdrückerkreisen bekannt, wo genau dieser Unterschied genutzt wurde: "wir sind ein e.V.", und das befördert natürlich die Spendenwilligkeit. Der Verein ist tatsächlich ein e.V, aber eben ohne Gemeinnützigkeit. Das bedeutet, dass der Vereinszweck nicht gemeinnützig ist (gleich, wie der Verein auch immer heißen mag), und dass vereinnahmte Gelder nicht einem gemeinnützigen Zweck zugeführt werden, sondern beliebigen Zwecken (i.d.R. Oberklasselimousinen, Villen, Geschmeide ... der Macher) - und das ist nicht illegal.
Sammlungen sind auch nicht von der Polizei, sondern vom Ordnungsamt zu genehmigen.
Erstmal Danke für eure Infos. Inzwischen habe ich von Tante google erfahren, das Niedersachsen wie viele andere Bundesländer die Sammelgesetze insoweit verändert hat, das Genehmigungen nicht mehr erteilt werden, um Verwaltungsaufwand zu sparen.
Es ist nur noch eine Bekanntgabe bei den Ordnungsämtern erforderlich. Die Behörden prüfen aber nicht ob ein Verein seriös ist.
Dazu mal einfach diesen Artikel hier: http://www.hr-online.de/website/radio/hr-info/index.jsp?rubrik=11900&key=standard_document_33504950
Da gibt ein Ordnungsmitarbeiter aus Wiesbaden Auskunft.
Aber so weit ich es weiß, ist das Stadtrecht und kann von Stadt zu Stadt variieren.
Da gibt ein Ordnungsmitarbeiter aus Wiesbaden Auskunft.
Aber so weit ich es weiß, ist das Stadtrecht und kann von Stadt zu Stadt variieren.
Hallo Gaston,
ich habe mich heute morgen beim hiesigen Ordnungsamt schlau gemacht.
Das Sammlungsgesetz ist Ländersache. Es gibt mittlerweile (ich glaube fast 10) Bundesländer, welches dieses Gesetz, dazu gehört auch Niedersachsen, ersatzlos gestrichen haben. Gründe hierfür sind Sparmaßnahmen.
Das heist also, es werden keine Genehmigungen mehr erteilt und keine Kontrollen durchgeführt. Es kann also jeder Hansel einen Verein gründen und eine Truppe Spendensammler auf die Menscheit loslassen. Zwar werden betrügerische Sammlertrupps nach wie vor bestraft (sofern sie erwischt werden) aber niemand prüft mehr ob das Geld und wenn ja, in welcher Höhe einem gemeinnützigen Zweck zugeführt wird. Ist im Grunde doch ein einfaches Spiel für die unseriösen. Da wird dann der Löwenanteil der Spenden durch die angeblich so aufwendige Verwaltung aufgefressen und die 2 oder 3 % welche überbleiben gehen dann für Caritative Zwecke an irgend einen Träger.
http://www.weka.de/kommunalverwaltung/3807281-Y29udGVudF9pZD00NzkxNDk0-~aktuelles~newsletter~newsletterbeitrag_detail.html
heinrichh
11.09.2009, 10:50
Hallo Hotte51,
ob das Geld und wenn ja, in welcher Höhe einem gemeinnützigen Zweck zugeführt wird.
Genau das ist das Problem. Die Gemeinnützigkeit wird lt. Wikipedia in § 52 der Abgabenordnugn festgelegt: "Eine Körperschaft verfolgt gemeinnützige Zwecke, wenn ihre Tätigkeit darauf gerichtet ist, die Allgemeinheit auf materiellem, geistigem oder sittlichem Gebiet selbstlos zu fördern."
Das hat aber mit dem e.V. erstmal nichts zu tun, und mit dem Spendensammeln erst recht nichts. Jeder kann sammeln, für was er will - ich kann sogar für meinen Bentley sammeln gehen, und das ist nicht illegal, sofern ich nichts anderes vorschütze.
Und genau so kann ein e.V. sammeln, nur darf in beiden Fällen keine Gemeinnützigkeit vorgespielt werden.
Ich beharre auf der Ansicht, dass ernsthafte Gemeinnützige sich beim Sammeln Zeit lassen und ihren Papierkram auch dabeihaben.
Alle anderen kriegen nichts außer einem Hausverbot.
Jede öffentlcihe Sammlung ist normalerweise anzuzeigen bei der Gemeinde. Jede Sammalbüchse ist zu verplomben oder es sind sog. Spendenlisten zu führen in NRW. Soweit ich mich an die Verwaltungsakademie erinnere ist auch die Verwendung von Kennzeichen der Hilfsorganisationen wie z.B. Rotes Kreuz oder andere nicht durch gewerbliche Spendensammler statthaft. Diese sog. Fördermitgliedschaften sind grundsätzlich zweifelhaft und werden von reinen Drückerkolonnen vertrieben. Gerade älter Leute werden mit den Angeboten der Hilfsorganisationen, die bei Nutzung eh kostenpflichtig sind, geködert.
Wichtig ist bei jeder Spendenliste das die Organisatio0n klar erkennbar ist und das dort auch genau die Anschrift genannt ist und alle Angaben die üblich sind im Rechtsverkehr wie z.B. Vorstand ect. Seriöse Sammler haben eh eine verplombte Spendendose die gesiegelt ist. Auch auf dieser Dose ist genau der Verein aufgeführt per Aufkleber.
Ich verweise die Sammler immer darauf, dass ich direkt an die örtliche Organisation spende und dafür auch immer direkt eine Quittung erhalte. Google bietet gute Infos über die Organisationen und zeigt auch wieviel Prozent bei den Bedürftigen ankommen. Daher sollte man sich einfach mal informieren.
Nebenbei sei bemerkt, daß Ausweise von Blindenwerkstätten ect. im Internet frei gehandelt werden um Artikel zu verkaufen die zweifelhafter Herkunft sind.
Nebelwolf †
03.10.2009, 19:48
Ich habe eine Bekannte, die für die Johanniter als Drückerin unterwegs war. Die Frau wurde in weiße Sanitäteruniformen der Johanniter gesteckt, obwohl sie außer dem Erste-Hilfe-Kurs für den Führerschein keine weitere Ausbildung hatte. Einem "Sanitäter" schlägt man nicht die Tür vor der Nase zu. Gearbeitet wurde auf Provisionsbasis, die Hälfte des Geldes aus den Fördermitgliedschaften ging tätsächlich an die Johanniter, die andere Hälfte an die Drücker. Ich spende daher grundsätzlich nur noch sehr gewählt und nur ohne Aufforderung an eigene Initiative und nur an Leute deren Arbeit ich kenne und beurteilen kann.
Nebelwolf
Ich finde es schon heftig, daß die Hilfsorganisationen diesen Mißbrauch der "Dienstkleidung" und Logos zulassen. Geradedurch den Anschein, daß hier reales Personal von Hilfsorganistaionen wirbt, vermittelt gerade alten Leuten einen falschen Eindruck. Warum hat es ein seriöses Hilfswerk nötig sich dieser dubiosen Werbemethoden zu bedienen? Wenn nur 50% des Forderbeitrages bei der Hilfsorganisation ankommt und davon noch die Verwaltungskosten abgezogen werden, dann kann sich jeder ausmalen wieviel effektiv ankommen
picard95
05.10.2009, 08:21
Von einem Drücker der Johanniter hatte ich mich auch überrumpeln lassen an der Haustür. Ich war nachts arbeiten (Zeitungen austragen) und wollte vor der Uni noch zwei Stunden schlafen als er mich aus dem Bett klingelte.
Aber 50% des Geldes geht an den Drücker? Dann verstehe ich seinen ununterbrochenen Redeschwall.
Schnabelland
16.10.2009, 12:05
Aber 50% des Geldes geht an den Drücker? Dann verstehe ich seinen ununterbrochenen Redeschwall.
Nö, der Drücker kann froh sein, wenn 10% bei ihm ankommen. Die übrigen 40% gehen an seinen Ober-Drücker, den Ober-Ober-Drücker, den Drückergeschäft-Besitzer... Soll heißen: Die ganze Kolonne bekommt 50%. Für denjenigen, der die eigentliche Arbeit macht, bleibt davon jedoch nur ein Bruchteil übrig. Und auch das wird ihm häufig von seinen Chefs nicht ausgehändigt wegen angeblicher Stornierungen der Mitgliedschaft, oder es wird mit übertriebenen Kosten für die Unterkunft und Verpflegung des Drückers verrechnet (die Drückerkolonnen reisen oft durch ganz Deutschland - Unterkunft wird dann meist durch die Drückerbude selbst organisiert und den einzelnen Drückern in Rechnung gestellt). Über weiteren, psychischen oder teils auch physischen Druck, unter dem der einzelne Drücker steht, falls er nicht genügend Spenden oder Fördermitgliedschaften einsammelt, lass ich mich jetzt mal nicht aus... Der Redeschwall könnte allerdings eher aus dieser Art von Druck zustande kommen, als aus dem "Nasenwasser", was der einzelne Drücker an einer abgeschlossenen Fördermitgliedschaft verdient...
Leider scheinen auch renomierte Hilfsorganisationen immer wieder auf die Dienste dieser Firmen zurückzugreifen. Was früher meist als Werbung für dubiose Buchclubs begann ist heute auf das gesamte Spendengeschäft ausgeweitet worden. Auch die großen Hilfsorganisationen sind hierbei im Bereich Fördermitgleidschaften auf diesen Vertreibszug aufgesprungen.
Dabei wird bei alten Leuten gerne darauf verwiesen, dass sie ja auch vom Roten Kreuz in der Nachkriegszeit profitiert hätten. An anderer Stelle wird der Johanniter und Malteser Hausnotruf ins Spiel gebracht und darauf verwiesen, dass Fördermitgleider auch den Pflegedienst nutzen können ect. Es werden auch die angeblich eigenen Altenheime angeführt und die Seniorengruppen. Eigentlich alles sinnvolle soziale Einrichtungen, der Haken dabei ist aber, dass diese Dienste unabhängig von der Fördermitgliedschaft gewährt werden und kostenpflichtig sind. So etwas wird dann gerne verschwiegen. SAT1 hat hierüber einmal einen Bericht gesendet und auch die Lebensumstände der Werber beleuchtet. Es war erschreckend unter welchen Umständen diese Leute leben mussten. Aussteiger wurden massiv bedroht und verfolgt. Teilweise wurde das Wohngebiet des Aussteigers noch jahrelang "bestreift".
Schnubbi
19.10.2009, 08:58
An anderer Stelle wird der Johanniter und Malteser Hausnotruf ins Spiel gebracht.
In der Kostenlos-Zeitung an meinem Wohnort werden regelmässig immer mehr Annoncen unter "Arbeitsangebote" eingestellt, die meiner Ansicht nach unseriös sind.
Dort werden z.B. Drücker angeworben mit dem Hinweis "Unterkunft wird gestellt" (wie von Schnabelland bereits erwähnt) - aber schlimmer noch: auch "Dienstkleidung wird gestellt".
Das sind dann die, welche in der Aufmachung eines Rettungssanitäters losziehen und den alten Leutchen an der Haustür weismachen wollen, sie bekämen Rettungsfahrten oder -flüge billiger, wenn nicht gar umsonst, wenn sie das Abo buchen. :lil:
Ich weiß: sich darüber beim Zeitungsverlag zu beschweren, hat überhaupt keinen Sinn. Die lassen sich die Kleinanzeigen schließlich teuer bezahlen und leben davon. :mad:
Ja richtig Schnubbi
Ich weiß: sich darüber beim Zeitungsverlag zu beschweren, hat überhaupt keinen Sinn. Die lassen sich die Kleinanzeigen schließlich teuer bezahlen und leben davon. :mad:
TV-Tip: Heute, 23:55 BR - Ein Sommer voller Türen (http://www.br-online.de/bayerisches-fernsehen/film-und-serie/ein-sommer-voller-tueren-film-dokumentarfilm-ID1287136652246.xml)
Junge Männer und Frauen bitten im Namen des Malteser Hilfsdiensts an der Haustür um eine Spende - was auf den ersten Blick wie soziales Engagement wirkt, ist in Wirklichkeit ein knallharter Job. Bezahlt wird nach Erfolg. Einen Sommer lang beobachtet der Film ein Werberteam.
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