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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Abgezockt am Telefon - Das Milliardengeschäft der Gewinnspiel-Mafia



Arthur
03.10.2010, 13:36
Bei dem WDR-Beitrag geht es um keinen bestimmten Vertreter der Gewinnspielmafia.
Falls es irgendwo als Zusatzinfo paßt, bitte dort anhängen

http://www.wdr.de/tv/diestory/sendungsbeitraege/2010/1011/telefon.jsp

# Montag, 11. Oktober 2010, 22.00 - 22.45 Uhr .
# WiederholungsterminDonnerstag, 14. Oktober 2010, 14.15 - 15.00 Uhr (Wdh.)

Schlimmes ahnen läßt die Vorankündigung:

Tagtäglich nerven Firmen mit ihren unerwünschten Telefonanrufen, mit denen sie Gewinnspiele verkaufen wollen.
Die böse Wahrheit hinter dem Geschäft: Eine Lastschriftvereinbarung muss nicht schriftlich erfolgen, mündlich geht es auch. Deshalb verstricken Hunderte Call-Center in Deutschland und im Ausland vor allem ältere Leute in langatmige Gespräche – mit dem Ziel, ihnen die Kontonummer zu entlocken und irgendwann im Gespräch ein einziges kurzes „Ja“ zu hören.
Dies ist horrender Blödsinn. Kein Gewinnspielmafioso hat je die Probe aufs Exempel damit gemacht.

Goofy
03.10.2010, 13:46
Eine Lastschriftvereinbarung ist, wenn man so will, eine Art "Bevollmächtigung".

Also, mal ein Beispiel:

Oma Krause als Vollmachtgeber
bevollmächtigt den Vollmachtnehmer, und zwar

die Allgemeine Maulwurfshausener Elektrizitätswerke,
monatlich den Stromabschlag von 52 Euro vom Konto einzuziehen.

Hier sind sowohl Vollmachtgeber als auch Vollmachtnehmer eindeutig bestimmbar und identifiziert, wie das ja bei solchen Rechtsgeschäften zu sein hat.

Wie sieht das bei Anrufen der Gewinnbimmelmafia aus?

Dort "bevollmächtigt" angeblich am Telefon unsere Oma Krause eine "Firma Millionentrulli" mit Postfach an der Doberaner Str. in Rostock, jeden Monat 55 Euro für das "Gewinneintragssystem Millionentrulli" abzubuchen. Dabei gibt es gar keine eingetragene Firma Millionentrulli, also ist derjenige, der am Telefon als Vollmachtnehmer auftritt, gar nicht bestimmbar.

Gegenüber einem unsichtbaren Phantom kann man keine rechtswirksame Vollmacht abgeben. Die Absprache ist null und nichtig, es wurde eben keine Erlaubnis zur Lastschriftabbuchung erteilt, auch wenn Oma Krause 127-mal "ja" gewimmert hätte.

Bevor TV-Sender solche Informationssendungen herstellen, sollten sie sich genau zum Thema Verbraucherrecht schlau machen und recherchieren. Es gehört bei solchen Sendungen dringend die Information an die Verbraucher mitgegeben, dass bei den typischen Gewinnspielanrufen die angeblichen "Verträge" null und nichtig sind. Es gibt keine Rechtsgrundlage für die Abbuchungen bzw. für Inkassobriefe nach Rückbelastung.

Bimmelzentrum
09.10.2010, 23:51
Besteht eigentlich danach nicht die Gefahr, daß die Gewinnbimmelfritzen daraus lernen und demnächst eine Firma registrieren und eine echte Adresse nennen und die Sache so 'wasserdichter' machen?

Sastef
10.10.2010, 00:22
Besteht eigentlich danach nicht die Gefahr, daß die Gewinnbimmelfritzen daraus lernen und demnächst eine Firma registrieren und eine echte Adresse nennen und die Sache so 'wasserdichter' machen?

Das scheint gerade die neue Entwicklung zu sein. zugleich ist es dann aber auch möglich, die Coldcaller zu identifizieren. Sie halten das auf Dauer nicht durch. Gut so.

Goofy
10.10.2010, 08:43
Bisher sind die Bimmler meistens (bis auf ganz wenige Ausnahmen) im Hintergrund geblieben, die haben sich nicht identifiziert, aus guten Gründen. Denn hier geht es nicht nur um wettbewerbsrechtliche Verstöße, etwa mit den Cold-Calls. Sondern es geht auch um strafrechtliche Tatbestände - etwa, wenn wahrheitswidrig ein angeblich bereits bestehender Gewinnspielvertrag unterstellt wird, und die Kündigung angeboten wird. Die Kündigungsmasche, auf der die Leitfäden der Callcenter bisher meistens basieren, ist nichts anderes als gewerbsmäßiger Betrug, und das sehen im übrigen auch die Staatsanwälte so. Außerdem werden hier Gelder nach Zypern, in die Schweiz, nach Liechtenstein verschafft. Es ist also auch massiv Steuerhinterziehung und Geldwäsche mit im Spiel.

Wenn jetzt die Gewinnbimmler mit eingetragenen Firmen arbeiten, dann gehen sie ein hohes Risiko ein, wenn sie diese bisherigen Praktiken in der Form fortführen. Ich persönlich glaube nicht daran, dass es mit eingetragenen, echten Firmen so in der breiten Form weitergehen wird, wie bisher. Sobald ein Callcenter durchsucht wird, sobald dort die Leitfäden und Gesprächsaufzeichnungen auf den Computern vorgefunden werden, wird die Kacke dampfen - so, wie bereits in Essen, Berlin und anderswo.

Wenn die CC-Betreiber das unbedingt gern immer noch ausprobieren möchten: bitte.

euregio
10.10.2010, 09:17
So sehe ich es auch. Durch die Geldwäsche und Verschiebung in Länder mit sehr dubiosen Bankgesetzen tut sich gerade für die Staatsanwaltschaften ein großes Tor auf, wenn es eine reguläre Adresse gibt. Dann sind windige Aufträge per Internet an Inkassofirmen und Callcenter nicht mehr möglich. Auch Verteter der Personen sind dann nicht mehr so einfach vorzuschieben. Strohmänner ect, wurden ja schon seit längerer Zeit vorgeschoben, aber mit der Realadresse wäre dann wahrscheinlich auch ein realer internationaler Haftbefehl ect. möglich.
Die CC-Betreiber wären dann auch nicht mehr freigestellt, sondern hätten eine Prüfungspflicht im Inland. Das soll heißen, die leeren Büros hätten die CC-Betreiber stutzig machen müssen ob überhaupt ein Geschäftsbetrieb möglich ist.
Zwei Schreibtische vom Sperrmüll und alte Bürostühle sind da nicht ausreichend.

Detlev
12.10.2010, 14:53
Ich habe gestern, eher zufällig, den größten Teil dieses Berichtes gesehen. Im Wesentlichen ging es da um die Machenschaften des hier schon öfter erwähnten Wiener Karussells.
Anscheined schaffen es die damit befassten Staatsanwaltschaften nicht, das ständig verändernde Firmengeflecht der anscheinend schon bekannten Hintermännern zu entwirren, so dass nie genug Beweise für eine Anklage zusammen kommen!

Goofy
12.10.2010, 15:00
Wir wissen dazu nur das, was in den Zeitungen und Presseberichten der Polizei steht. Daraus ist aber immerhin zu entnehmen, dass intensiv ermittelt wird, und dass es diverse harte Beweise gibt. Das wurde nicht zuletzt in dem TV-Beitrag des österreichischen Fernsehens deutlich. Die Abzocker dürfen sich also keineswegs zu früh freuen.

Fidul
12.10.2010, 16:01
Die Sendung wird übrigens wiederholt: Donnerstag, 14. Oktober 2010, 14.15 - 15.00 Uhr.

Fidul
17.10.2010, 19:09
Ach ja, ganz vergessen: In dem Beitrag schildert ein Banker, daß der Bankverein Werther offenbar eine Liste mit Leuten führt, von deren Konten nicht mehr illegal abgebucht werden soll. Toll.

Wuschel_MUC
17.10.2010, 20:03
In dem Beitrag schildert ein Banker, daß der Bankverein Werther offenbar eine Liste mit Leuten führt, von deren Konten nicht mehr illegal abgebucht werden soll.
Dann sollte Antispam e.V. eine Stellungnahme der Bafin zu diesem Verhalten anfordern!:p:confused::skull:

Viele Grüße
Wuschel

Goofy
17.10.2010, 20:15
Weck die Nachtwächter nicht...

Grisu_LZ22
18.10.2010, 11:32
...In dem Beitrag schildert ein Banker, daß der Bankverein Werther offenbar eine Liste mit Leuten führt, von deren Konten nicht mehr illegal abgebucht werden soll...
- Was sagt eigentlich der zuständige Datenschutzbeauftragte zu so einer Liste?
- Wenn der Bankverein schon eine Liste von Konten führt von denen nicht mehr illegal abgebucht werden soll sollte auch langsam der schläfrigste Staatsanwalt aufwachen und sich überlegen ob hier nicht Beihilfe zum Betrug bzw. versuchten Betrug stattfindet

Sastef
18.10.2010, 12:12
Dann sollte Antispam e.V. eine Stellungnahme der Bafin zu diesem Verhalten anfordern!:p:confused::skull:


Ja! Wann endlich wachen die auf?!

Grisu_LZ22
18.10.2010, 12:38
Eh - das ist eine Behörde. Was verlangst Du da?

Ich habe die mal bezüglich eines eindeutigen Geldwäscheverdachts bzw. Verdacht auf Scheckreiterei informiert. Ausser einer Nachfrage ist da nie was dabei rausgekommen.

madsi
18.10.2010, 13:38
Vielleicht konkurrieren die mit der Wattestäbchenarmee um die langsamstmögliche Reaktion? Ist nur so eine Vermutung...

Wowoka
18.10.2010, 15:06
... oder die spielen Beamten-Mikado.
Wer sich zuerst bewegt, hat verloren.

Sastef
18.10.2010, 15:19
Ausser einer Nachfrage ist da nie was dabei rausgekommen.

Das würde sich womöglich ändern, wenn das nicht jeder still im Kämmerlein macht, sondern wenn man so einen Fall en detail auf der Vereinsseite publiziert und vielleicht dann auch an die Staatsanwaltschaft mit Anzeigen gegen die (nicht) handelnden Beamten herantritt oder an politische Akteure.

Skeeve
20.10.2010, 10:39
Gibt es den Beitrag auch online (Mediathek?)? Ich konnte ihn bisher nicht finden.

Erledigt: Habe es gefunden ;)

gation
20.10.2010, 19:39
http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/content/3517136?documentId=5604084

CallCenterAgent
27.10.2010, 14:53
Ich hab alles weitere in diesem Beitrag stehen.
Procura Media S.L. ehemals Skyline Consulting S.L. (http://www.antispam-ev.de/forum/showthread.php?29309-Skyline-Consulting-Mallorca)
In dieser Firma wurde bis zum 30.09.2010 noch Gewinnspiele auf nicht ganz legaler weise verkauft (bzw. aufgezwungen).

Gruß euer
CallCenterAgent