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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Von World Vision angelabert



Call-Center Fresser
08.03.2011, 10:32
Bin gerade wieder ein paar Tage im mir fast unbekannten Hannover. Gehe gerade ein bisschen durchs Zentrum, da sehe ich eine größere Gruppe von Leuten (mit dem gleichen Dress uniformiert)......
und da quatscht mich auch schon einer an: "Wir sind von World Vision! Kennen Sie uns?"

Da ich gerade nicht all zu gut drauf war, sagte ich: "Will ich nicht kennenlernen. Ich mag nicht, wenn mich unbekannte Leute auffer Straße anlabern."

Okay, ein bisschen rumquatschen hätte mir vielleicht verraten, ob sie meine Kontonummer wollen oder ähnliches, so habe ich wieder nichts rausgefunden. Natürlich hat der arme Willi gleich aufgehört zu quatschen.

Aber ich stelle mir jetzt die Frage: Was will so eine Gruppe am Vormittag in nicht kleiner Besetzung von normalen Bürgern?

Chinchilla
08.03.2011, 10:47
Leute die Spenden! Es handelt sich um einen gemeinnützigen Verein, der langfristige Entwicklungshilfe und humanitäre Hilfe in Entwicklungslänmdern anbietet. Unseriöse Praktiken des Vereins sind mir nicht bekannt. Ich bin dort Mitglied, habe nie Werbeanrufe oder aufdringliche ungewollte Werbung bekommen.

http://www.worldvision.de/

Call-Center Fresser
08.03.2011, 11:10
Es gibt da ein paar Infos aus Österreich

1998 erschütterte der Skandal um den Verein „World Vision“ Österreich. Die
damalige Präsidentin des Vereins hatte Spendengelder im Wert von 650000 Euro
veruntreut.36 Nach diesem Skandal verstärkte sich der Ruf nach der Einführung eines
Spendengütesiegels, das in Ländern wie Deutschland, Holland, der Schweiz, usw.
bereits existierte.
Quelle: http:www.spenden.at/download/SE_Africa_Albrecht_SS04.pdf (Der ganze Artikel ist sehr interressant. Finde ich zumindest)

Call-Center Fresser
08.03.2011, 11:26
kleine Ergänzung zur recht beliebten o.a. Straftäterin :skull:


Freigang für Ex-World-Vision-Chefin
Neuerliche Aufregung um die Ex-Geschäftsführerin von "World Vision Österreich". Laut dem Magazin "News" genießt sie nur vier Monate nach ihrer Flucht bereits Freigang und arbeitet untertags in einem Büro.

Quelle: http://wien.orf.at/stories/91280

deekay
08.03.2011, 11:50
Die führen erstmal mit dir ein Gespräch was sie alles machen, dann sollst du eine Fördermitgliedschaft abschliessen. "Manche Leute geben 100, manche 50 Euro aber auch 5 Euro sind willkommen"

Ich hatte vorletztes Wochenende auch eine Begegnung der orangenen Art und habe ihr dann aufgezählt wo ich überall tätig bin und Spende. Dann war ich sie los.

Mittwoch
08.03.2011, 14:23
Aber ich stelle mir jetzt die Frage: Was will so eine Gruppe am Vormittag in nicht kleiner Besetzung von normalen Bürgern?
Das, was alle durch Spenden finanzierte Organisationen wollen, die einen nicht unerheblichen Teil ihrer Einnahmen in die Werbung neuer SpenderInnen bzw. Spenden fließen lassen: Dein Geld bzw. noch besser Deine Fördermitgliedschaft. Der Werbetetat von World Vision liegt prozentual jedenfalls höher als der von NGOs vergleichbarer Größe.

Bei einigen eher zweifelhaften Organisationen, von denen man eigentlich nur was bei solchen Fußgängerzonen-Werbeaktionen hört, darf man davon ausgehen, dass das werbende Volk dies professionell auf Provisionsbasis tut.

Bei World Vision wäre ich mir dagegen nicht so sicher, ob es wirklich nur Provision ist, was die Leute antreibt. Ich betrachte die Gruppe wegen ihrer evangelikalen Ausrichtung sehr kritisch. Das, was man in Fußgängerzonen, auf Kirchentagen, in Vorträgen und ähnlichem erlebt, würde ich im weitesten Sinne als missionarisches Wirken bezeichnen. Nicht, dass das überzeugte Eintreten für gewisse Ideen/Ziele und der Versuch, andere davon zu überzeugen, grundsätzlich schlecht wären. Wenn dabei dem Gegenüber allerdings unterstellt wird, nicht (an) das Richtige zu glauben, ist für mich Schluss mit Lustich.

Na ja, man kann World Vision allerdings auch keine mangelnde Transparenz vorwerfen. Wenn man schon für Entwicklungshilfe spenden möchte, dann bietet sich diese Möglichkeit an. Das DZI Spendensiegel z.B. bekommt man ja mal nicht eben so.

Aber wie sagte Rosa Luxemburg doch: "Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden." In diesem Sinne...
Mittwoch

Call-Center Fresser
09.03.2011, 10:13
Nicht, dass das überzeugte Eintreten für gewisse Ideen/Ziele und der Versuch, andere davon zu überzeugen, grundsätzlich schlecht wären. Wenn dabei dem Gegenüber allerdings unterstellt wird, nicht (an) das Richtige zu glauben, ist für mich Schluss mit Lustich.

Für mich auch.
Wenn z. B.ein paar "sehr gläubige Christen" nach ihrer Entdeckung auf Kuba die einheimische Bevölkerung praktisch ausrotteten, dafür aber ein paar Sklaven aus Afrika einführten.
Hätte Castro (ich bin nicht sein Fan) 500 Jahre früher leben müssen?:p
Wieviel Morde hat es von "gläubigen" Menschen an nicht gläubigen Menschen gegeben (um ihre geistige Überlegenheit zu zeigen?)
Aktuell: Straßenkinder, die sich nicht mal ein Paar Schuhe leisten können und aus Sicherheitsgründen einen Aufenthaltsort unter einer Laterne wählen :(
Als jemand, der lange in Zentralamerika war, will ich mich da gar nicht drüber auslassen.

Call-Center Fresser
09.03.2011, 11:08
Ein letztes statement zu world vision (ich habe mich bisher damit nicht beschäftigt, es gibt sichr viele üblere Organisationen) (Hervorhebung durch mich):

EinHamburg, den 10.08.2010. Im September 2009 wurden mit der Patenmädchen-Kampagne
erstmals schwere Kinderrechtsverletzungen in deutschen Entwicklungshilfeprojekten ans Licht
gebracht: Die Organisationen Plan International, World Vision, Kindernothilfe und ChildFund
dulden vorsätzlich die Genitalverstümmelung an bis zu 400.000 Patenmädchen in 18 Ländern.


Quelle: http://www.scribd.com/doc/36257574/Plan-International-World-Vision-Kindernothilfe-ChildFund-So-werden-die-Spender-betrogen

Chinchilla
09.03.2011, 11:17
Da hat sich aber jemand nicht wirklich mit der Arbeit der Organisation auseinandergesetzt. WW leistet Entwicklungshilfe für die Länder, es ist nicht Zweck solcher Vereine die Kultur dort umzudrehen. Ich heiße diese Verstümmelungen zwar nicht für gut und bin auch dagegen. Jedoch muß man sehen, daß diese Verstümmelung Teil der Kultur der jeweiligen Länder ist und die Arbeit dieser Organisationen weder zum Ziel haben derart in die Kultur einzugreifen noch zu erwarten ist, daß die dortige Bevölkerung die notwendige Akzeptanz aufbringen würde, wenn man sich derart einmischen würde.
Gegen solche Verstümmelungen anzukämpfen und aufzuklären muß Aufgabe anderer Organisationen sein.

madsi
09.03.2011, 11:26
Naja, zwischen dulden und nichts dagegen unternehmen sehe ich allerdings einen zwar kleinen, aber feinen Unterschied! Sowas kann man nicht dulden, selbst wenn es angeblich zu deren Kultur gehören sollte, es verstößt gegen die Rechte dieser Kinder!

Zumindest könnte man darauf verweisen, dass man mit solchem Verhalten nicht einverstanden ist! Ob es die Aufgabe dieser Organisationen wäre, sich dort auch einzumischen möchte ich nicht bewerten, das ist sicher ein zu komplexes Thema. Aber dulden oder nicht einmal darauf eingehen darf man bei sowas meiner Meinung nach keinesfalls.

Chinchilla
09.03.2011, 11:30
Darüber könnten wir jetzt viel diskutieren, aber das wäre OT

Call-Center Fresser
09.03.2011, 13:38
Ich will das hier im Forum auch nicht durchdiskutieren (schon gar nicht will ich bestehende Mitglieder angreifen), es war für mich nur nervig, wenn man mich auf Drückerweise anlabert, da habe ich nur einige Infos gesucht. Denn nicht alles was sich gut darstellen kann ist auch angriffsfrei.

heinrichh
19.03.2011, 09:09
Moin,

eigentlich bleibt es dann doch dabei:sich nicht in Diskussionen einlassen. FALLS mir ein solcher Verein interessant erscheint, kann ich ja googeln und mich informieren, und wenn ich das dann für richtig/wichtig halte, bekommen die natürlich auch Unterstützung.
Ich persönlich mag keine Mitgliedschaften/Fördermitgliedschaften/Patenschaften oder was auch immer, sondern entscheide gern selber, wer wann wieviel von mir bekommt.

Und - imho ein nicht ganz unwichtier Punkt - : es wird ja gern mit dem Etikett "NGO" geworben, aber auch hier gilt Vorsicht: nicht alle NGOs sind deshalb automatisch mildtätig, caritativ, gemeinnützig ... , man sollte sich immer wieder in Erinnerung rufen, dass "NGO" nichts anderes bedeutet als dass es sich um eine nichtstaatliche Organisation handelt. Nicht mehr, und nicht weniger. Auch (und vielleicht gerade) bei NGOs lohnt es sich zu recherchieren, wo wieviel vom jedem gespendeten Euro hingeht.
Das Argument "hoher Verwaltungsaufwand" kann ein Negativargument sein, muss es aber nicht notwendig sein. Wenn ich unter "Verwaltungsaufwand" alle Ausgaben rechne, die nicht direkt dem Zweck zugute kommen, sondern im weitesten Sinne zur Logistik gehören, dann hat die örtliche Igel-Überwinterungsstation natürlich erheblich geringeren Verwaltungsaufwand als eine Auffangstation für Raubtiere und Großexoten. Karikiert: ein Terrarium für eine exotische Spinne ist nunmal billiger als das Planschbecken für eien Seekuh, Futter- und Tierarztkosten sind geringer.

Vielleicht sollte man sich auch schlau machen, auf welche Weise der Zweck einer solchen NGO erreicht wird. Ich nehme gern einen höheren Verwaltungsanteil in Kauf, wenn dafür effektiv und sachgerecht gearbeitet wird.

Antiquar1
17.05.2011, 14:08
In einigen Kommentaren sind ja schon wichtige und richtige Punkte zu World Vision angesprochen worden. Aber noch zur Ergänzung: Als 2evangelikal" wird World Vision (Deutschland) eigentlich nur noch vom entsprechenden Wikipedia-Admin und World-Vision-Hasser bezeichnet. Richtiger ist wohl, dass die Organisation aus christlichen Grundmotiven handelt und sich als überkonfessionell ansieht. Sonst wäre auch kaum die Zusammenarbeit mit dem Bund katholischer Unternehmer oder Rock-Pop-Größen wie Wolfgang Niedecken zu erklären. Der Verwaltungsaufwand liegt bei ca. 14 Prozent und wird vom DZI als "angemessen" bewertet, für ihr transparentes Veröffentlichungswesen wurde die Organisation zweimal mit dem Transparanz-Preis (2. Platz von 60 Organisationen)von PriceWaterhouseCooper ausgezeichnet. Das "Anlabern" in der Innenstadt finde ich aber auch problematisch - glaube nicht, dass das der Organisation gut tut. Ich habe auch mal zu der Geschichte mit den Beschneidungen recherchiert. Von dieser Patenmädchen-Kampagne, die den Patenschaftsorganisationen so herbe Vorwürfe macht, distanzieren sich mittlerweile sogar ehemalige Unterstützer wie Sister Fa. Bei Millionen von Kindern, die in den Projekten der weltweiten World-Vision-Partnerschaft, von Plan international und Kindernothilfe bertreut werden, sind die Forderungen auch schlicht Unsinn. Die Gründerin dieser Antibeschneidungskampagne soll übrigens noch nicht einmal in Afrika gewesen sein, weil eine Reise dorthin die dortigen Verhältnisse stütze. Nun ja....