Und was die SWP Stadtwerke Pforzheim anbetrifft: Da wurde ja offenbar seriös bis ins Mark gewirtschaftet:
Zitat:
Nach Recherchen der „Pforzheimer Zeitung“ war vergangene Woche bekanntgeworden, dass der Aufsichtsrat das Aussetzen der Gewinnausschüttung in Höhe von 6,5 Millionen Euro an die Mehrheitsgesellschafterin Stadt Pforzheim beschlossen hatte. Dieses Geld war im Etat 2019 vorgesehen, um zum Beispiel das Bäderkonzept zu finanzieren. Grund für den Gewinneinbruch waren enorme Verluste im Stromvertrieb, besonders durch die Neubewertung von Telesales-Kunden. Dies hat einen Verlust in Höhe von 4,9 Millionen Euro zur Folge. Insgesamt brach der Gewinn von rund elf Millionen Euro im Jahr 2017 auf 4,2 Millionen Euro in diesem Jahr.
Oberbürgermeister Boch erklärte weiterhin, nicht nur für 2019 sondern sicherheitshalber auch für 2020 von einem Ausbleiben der Gewinnausschüttung auszugehen und dies entsprechend im Haushalt vorzusehen. Somit bestehen offensichtlich erhebliche Zweifel an der Aussage von SWP-Chef Roger Heidt, das operative Geschäft im kommenden Jahr wieder so aufstellen zu können, dass eine Gewinnausschüttung in der gewohnten Höhe möglich sein wird. Die Stadtwerke lehnten am Montag eine Stellungnahme vor der am Dienstag stattfindenden Betriebsversammlung ab. Offen ist beispielsweise, wann die SWP-Führung um Heidt von den massiven Einbußen wusste. Aufsichtsratschef und Erster Bürgermeister Dirk Büscher stellte gestern klar, dass er vor vier Wochen von Verlusten wusste, aber erst vor zwei Wochen vom Ausbleiben der Ausschüttung.
(Hervorhebung durch mich.)
Muss man sich wohl so vorstellen im Rathaus/Vorstand (wurde ja auch fleißig gewechselt zwischen Unternehmen und Stadt). "Oh, da fehlen dieses und nächstes und übernächstes Jahr jeweils 6 Millionen. Hui. Und was gibt's heute in der Kantine? Und wieviel hunderttausend Euro Bonus verdiene ich dann?"
Zitat:
Minus in 14 Tagen verdoppelt
In der Tat sah nach PZ-Informationen sogar der Ende November an die Aufsichtsräte ausgehändigte SWP-Wirtschaftsplan 2019 noch eine Ausschüttung in voller Höhe vor. Das Zahlenwerk ging von deutlich niedrigeren Verlusten der Stromsparte aus, als sie dann gut zwei Wochen später im Aufsichtsrat besprochen wurden. Büscher erfuhr nach eigenem Bekunden am letzten Tag der Haushaltsberatungen, dass das Ergebnis der Stromsparte nicht nur um rund fünf aus den Telesales, sondern um zehn Millionen Euro zurückgegangen war. Auf einen Verlust von nunmehr rund sechs Millionen Euro. Zusammen mit der zunächst als Ausschüttung geplanten Einbehaltung eines Veräußerungserlöses war so die Grundlage bereitet, auf der der SWP-Aufsichtsrat vergangene Woche beschloss, keinen Gewinn zu überweisen, sondern die rund 4,2 Millionen Euro Überschuss des Gesamtunternehmens im Haus zu belassen. „Das hätte man auch erst im Juli 2019 beschließen können“, sagte der SWP-Justitiar und gleichzeitige städtische Rechtsamtsleiter Detlef Wagner zum Vorwurf einer zu späten Bekanntgabe der Nicht-Ausschüttung. Auch zu seiner Doppelfunktion äußerte sich Wagner: Diese sei unproblematisch, weil ein Rechtsstreit zwischen Stadt und SWP ausgeschlossen sei, da die Stadt als Mehrheitseignerin immer das Sagen habe.
Zitat:
Die SWP-Geschäftsführung war am Montag dagegen zu keiner Stellungnahme bereit. So bleibt die Frage offen, wann die Geschäftsleitung von dem Verlust beim Stromvertrieb in Höhe von knapp fünf Millionen Euro durch die Neubewertung der Telesales-Verträge tatsächlich gewusst hatte. Nach Angaben der SWP von vergangener Woche fand die Untersuchung im dritten Quartal statt, also zwischen dem 1. Juli und dem 30. September. Die nächstmögliche Aufsichtsratssitzung war auf den 22. Oktober terminiert. Gab es bis dato keine belastbaren Hinweise auf die Verluste und das schleppende Stromgeschäft insgesamt? Die SWP schweigen sich dazu aus. Genauso zu der Frage, wie man das Vertrauen, das Oberbürgermeister Peter Boch gegenüber den Stadtwerken beschädigt sieht, wieder kitten möchte. Ebenfalls unklar ist, wie sich das von SWP-Chef Roger Heidt verfolgte Projekt „SWP 2021“ auf die Struktur des Unternehmens auswirkt. Heidt plant die Konzentration auf den regionalen Energiemarkt, um die SWP operativ wieder besser aufzustellen.